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Also, auch in der zivilen Luftfahrt wird ein Durchstarten trainiert, allerdings im Flugsimulator.

Der Schwierigkeitsgrad ist geringer als bei einem normalen Start. Einmal sind während der Landung die Landeklappen und Nasenflügelklappen ganz ausgefahren. Übrigens, was da hochgeklappt wird sind keine Landeklappen, sondern Speedbrakes. Sie stören die Luftströmung und damit den Auftrieb. In der Regel werden sie aber erst in dem Moment hochgestellt, wenn die Triebwerke auch Umkehrschub geschaltet werden.

Wenn die Landebahn blockiert wird, wird dies in der Regel recht früh erkannt und ein Durchstarten ist recht einfach. Hat das Flugzeug bereits ersten Bodenkontakt, ist es auch kein Problem, durchzustarten. Es wird erst kompliziert, wenn das Flugzeug mittels Umkehrschub schon verzögert. Die Reaktionszeiten der Mechanik um wieder umzuschalten, ist doch relativ lang.

Auch zivile Piloten trainieren das.

In dem Moment wo sie das Abbruchsignal bekommen geben die vollen Schub und ziehen das Flugzeug mit maximaler Steigrate nach oben. Das ist zwar aus der Situation heraus gefährlich, weil ja ein anderes Objekt auf der Landebahn ist, aber von den Anforderungen an den Piloten außer dass er schnell reagieren muss unproblematisch. Er schiebt den Schubhebel nach vorne und zieht an seinem Stick. Er darf natürlich nicht zu sehr ziehen, und das Flugzeug überlasten, aber dafür gibt es eine Anzeige.

Stell dir vor du fährst auf eine Ampel zu, plötzlich schaltet sie ohne Gelbphase auf Rot. Nun bremst du. Wenn du natürlich zu spät bremst kann es sein dass du es nicht mehr schaffst, oder wenn du vorher zu schnell warst schaffen deine bremsen es nciht genügend Stark zu verzögern, aber das Bremsen an sich ist ja für dich keine schwieriger Vorgang. Hier kommt es genauso drauf an, wie weit ist das Objekt auf der Landebahn noch weg (oder in deinem Fall die Kreuzung).

Das was du als Landeklappen bezeichnest sind eigentlich Airbrakes, denn die klappen sind an der hinterkante des Flügels, und erhöhen den Auftrieb. Natürlich werden die Airbrakes dann sofort wieder eingefahren.

Das ist voll easy.

Es gibt in der Mittelkonsole der Verkehrsflugzeuge nämlich einen Schaltknopf/ Taster, der nach Betätigung die volle Power (Schubkraft) automatisch hochstellt, so dass sich Pilot und First Officer auf Klappeneinstellungen, Fahrwerk einfahren, Höhen- und Seitenlage konzentrieren können. Normalerweise übernimmt spätestens hier der Kapitän und der Co-Pilot beobachtet mit und gibt gewisse Daten (Geschwindigkeit, Höhe, ..) mündlich an den Piloten, so dass einer steuert und der zweite mit aufpaßt und den ersten von der Beobachtung einiger Instrumente entlastet. Beim Landen ist das Flugzeug noch relativ annähernd der Abhebegeschwindindigkeit, so dass auch die Startbahn nicht so lang sein muß, wie beim "richtigen Start"; ein Landeabbruch mit Durchstarten kann auch noch "in der Luft" geschehen.

Auf den modernen Flughäfen, zumindest wo die Verkehrsmaschinen landen, gibt es Standardrouten für Anflug und Abflug. Die Piloten wissen bereits vor dem Landeanflug, wo sie nach einem Landeabbruch oder Durchstarten hin müssen. Die Route ist mit Höhenangabe und Navigationspunkten bekannt. Dann müssen sie sich in die Reihe der landenden Maschinen wieder neu einordnen.

Die Verkehrsmaschinen sind mit mindestens 4-6 Computern, da ja alles doppelt und dreifach sein muß, sowie zwei Piloten besetzt; Mensch und Computer überwachen sich gegenseitig, so dass menschliche Fehler oder Computerfehler eigentlich nicht zu schweren Folgen führen könnten. Bereits kurz nach dem Durchstarten können die Piloten auch wieder auf Autopilot schalten, der Steigrate bzw. Höhe und Route "abfliegt", so dass sich die Piloten in Abstimmung mit der Flugsicherung auf den neuen Anflug vorbereiten können.

Dies ist relativ kurz und viel Text. Ich kann Dir anbieten, bei weiterem Interesse Dich mit mir per Email in Verbindung zu setzen.

Fliegen ist schön. Die Welt von oben noch mehr.

Liebe Grüße

Nachtrag: bei den Fluggesellschaften muß das im Simulator immer wieder ausreichend von den Piloten erfolgreich geübt werden. Nur bei den kleinen Privatfliegern gibt es keine Simulatoren und deshalb üben sie das auch nur in der Flugschule; ist aber auch nicht so schlimm, da die meist auf kleineren Flugplätzen landen, wo nicht soviel los ist und sie es selten (annähernd nie) brauchen - zudem sind sie langsamer, .... Also Fliegen ist sicher.

Nachtrag zur Frage Landeklappen: die Landeklappen verändern die Form des Flügels, so dass bei langsamerer Geschwindigkeit mehr Auftrieb ist, was bei der Landung und Start ja wichtig ist. Sie kosten aber verhältnismäßig viel Kerosin und aufgrund der "Konstruktion" müssen sie bei höheren Geschwindigkeiten eingefahren werden.

Was wirklich störend wäre, sind die sogenannten Brems- oder Störklappen, die unmittelbar bevor bzw. nach dem Aufsetzen ausgefahren werden und durch Strömungsabriß das Wiederabheben nach der Landung verhindern sollen. Die sind aber supischnell wieder eingefahren.

Die Differenzierung der Klappen war der Grund, warum ich oben nur pauschal von Klappeneinstellungen schrieb.

Aber scheinbar fragt hier eine werdende Pilotin/ Flugzeugkonstrukteurin, da muß man das wohl schon detaillierter machen.

Nimmst Du mich bei Deinem ersten Flug oder mit Deinem ersten Flugzeug mal mit ? Fliegen ist wirklich schön und faszinierend. LG

Das wird auch in der zivilen Luftfahrt trainiert und es gab ja gerade in Hamburg einen spektakulären Zwischenfall, der das genau belegt.

http://de.youtube.com/watch?v=z42fchrzhHY

Bei der gezeigten Situation war's vermutlich nicht ganz leicht, aber grundsätzlich stellt es nur Anforderungen an die Reaktion - wobei "Not cleared yet" auch heißen kann, dass Vögel auf der Landebahn rumgelungert haben, die erst mal vertrieben werden mußten.

Da gibts keine Schwierigkeiten, das können selbst blinde Piloten.

http://de.youtube.com/watch?v=3wlhs_cqlAM

Sehr gute Frage, das ist eine brandgefährliche Situation. Nicht umsonst heißt es beim Landen und Starten passieren die tödlichsten Flugzeugunfälle. Das der Tower die Landung im letzten Moment abgeblasen hat, glaube ich nicht. Eher das die Maschine nicht gerade auf der Landebahn aufsetzen konnte. Was passieren hätte können, zeigt der zweite Video-Link.