Gerade bin ich über einen älteren Artikel gestolpert, in dem sinngemäß behauptet wird, unser Leben wäre nur feiner ausdifferenziert aber keineswegs fortschrittlicher als das früherer Generationen. Wie misst man Fortschritt? Was könnten objektive Kriterien sein?
Update:@spektrum der Wissenschaft 5/2007.
@Kapaun: habe Deinen Beitrag mehrmals gelesen; er enthält weder eine verwertbare Information, noch ein Argument.
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den fort-schritt kann man nur am abstand zum ziel messen - kommt also auf das jeweilige gesetzte ziel an.-
- setzt man die mündigkeit des individuums als ziel so wird der 'fortschritt' etwas bedenklich.
- hinsichtlich eines voll automatisierten haushaltes oder betriebs als ziel kann durchaus von fortschritt gesprochen werden.
- betrachtet man den untergang der menschheit samt seinem planeten als ziel, so sind wir bereits im endspurt.-
...also, ist es ein Fortschritt, wenn ein Kannibale Messer und Gabel benutzt?
Im Hotelwesen und bei der Bahn haben sich die Verhältnisse seit den 60er Jahren ja nicht wesentlich verschlechtert. Vielleicht ist ja das ein Fortschritt.
Klar kann man da auch anderer Meinung sein. Aber jede antiimperialistische Gruppe wie die unsere muss eine solche Interessendivergenz innerhalb ihrer Machtbasis reflektieren.
Im Ernst:
"Fortschritt" bedeutet ja, dass sich ein Zustand weiterentwickelt. Wenn du also so ganz allgemein von Fortschritt sprichst, kann das vieles bedeuten. Die Technologien sind fortgeschrittener als vor 500 Jahren. Einige zumindest; andere gibt es dagegen nicht mehr.
Die sittliche Entwicklung des Menschen hat zumindest nicht Schritt gehalten. Aber auch das ist eine Definitionsfrage.
Allgemein glaube ich eher an eine lineare Entwicklung. Nur aus dieser lassen sich allgemeingültige Theorien und Gesetze ableiten.
Kriterien für wissenschaftlichen Fortschritt
Auswahlverfahren
Naturbeherrschung
Erweiterung der wissenschaftlichen Kenntnisse
Lösen von Problemen
Empirisch adäquate Theorien
Zusammenfassende Gesetze
Konvergenz an die Wahrheit
Wissenschaftlicher Fortschritt ist auch mit einen moralischer Fortschritt verbunden. Descartes erkannte man in den Naturwissenschaften an, weil er erklärte, dass der Wissensbestand wächst. Wenn anerkannten Wissen laufend neues hinzugefügt wird. In der Neuzeit wurde von der Philosophie festgestellt, dass in der Naturwissenschaft, z.B. der Physik, hinterherhinkt. Rousseau beanstandete den Fortschrittsglauben und deutete die Geschichte als zu verlangsamenden, gleichwohl irreversiblen Verfallsprozess (Schmitz 758). Auf die negativen Folgen wurde hingewiesen, seit der Mitte des 20. Jahrhunderts unter ökologischen und ethischen Aspekten. Beispielsweise die Kritik an der Nutzung der Atomenergie und die Kritik an der Genmanipulation. In der Geschichte der Wissenschaften wurden oft Theorien für wahr gehalten und doch früher oder später widerlegt.
Hat man Methoden zur Lösung eines Problems, z.B. die Erstellung eines magischen Zahlenquadrats, so kann man die Ermittlung immer gröÃerer magischer Quadrate einem Computer übertragen. Unser Wissen wird zwar erweitert, aber es taugt bestenfalls für das Buch der Rekorde oder eine Talkshow. Das konzeptuelle Wissen wird dadurch nicht erweitert, es wird kein neues Problem gelöst. Gerade im Lösen von Problemen sehen aber viele Wissenschaftler das Ziel ihrer Disziplin (Laudan 1977, 124). Popper meint, in dieselbe Richtung stoÃend, "das Ziel der empirischen Wissenschaft ist, befriedigende Erklärungen zu finden für alles, was uns einer Erklärung bedürftig scheint" (Popper 1998, 198)
http://www.gavagai.de/arbeiten/HHP76.htm
Meiner Meinung nach konzentriert sich die Wissenschaft zu sehr auf neue Erkenntnisse ohne zu berücksichtigen, was mit ihren Erkenntnissen passieren kann, die sich katastrophal auswirken können. Beispiel Kernspaltung, Genforschung usw.. Auch der Kapitalismus ist ein Problem der die Welt in reich und arm einteilt. Solange wir unsere Welt nicht als Ganzes sehen, weià niemand, wo das hinführen wird.
Gute Frage. WIE misst man Fortschritt? Oder WORAN?
Objektive Kriterien gibt es wohl nicht,
denn der, der misst, legt das Mass fest und an.
Das Wort Fortschritt wurde im 18. JH aus dem franz. übernommen,
progrès: Weiterentwicklung (des Menschen).
Da wir also das Mass anlegen, behaupte ich mal, dass das Mass des Fortschritts für uns massloses IMMER MEHR ist.
Wobei es womöglich für die unfortschrittlichen Lebewesen,
die sich seit Jahrmillionen kaum verändert haben, gerade der NIchtfortschritt ist, der sie fortschreiten lässt im Leben... ?
Das kommt denke ich mal auf die Betrachtungsweise an.
Betrachten wir es mal von der technischen Seite: Z.B. ist es sehr viel angenehmer, in einer geheizten Wohnung zu leben, im Spermarkt ein Schnitzel kaufen und dies dann in die Pfanne zu hauen, als mit Bärenfell um die Lenden in Höhlen zu leben, den Fleischlieferanten erst mit Faustkeil erlegen zu müssen und dann die Fleischfetzen erst rausschlagen zu müssen. - Man könnte hier also durchaus von einem Fortschritt sprechen. AuÃerdem ist es sehr viel effizienter mit einem MG ganze Horden aufzureiben, als mit dem Speer oder Keil nur einen einzigen Gegner erledigen zu können.
Betrachten wir es einmal von der ethischen Seite... kann ich leider wenig Fortschritt erkennen. Bereits in Urzeiten galt das Gesetz des Stärkeren, nahm man dem anderen weg, was man wollte... dehnte seinen Machtbereich aus... Ist es etwa heute anders? Ich meine nicht.
Sicher ist die Geschichte der Menschheit eine Geschichte des Fortschritts , immerhin wurde und wird fort geschritten ; d. h. nicht mehr , als daà die Grenze eines Standorts zu Gunsten des nächsten überschritten wird .
Beispielhaft verlässt ein Stamm sein bisheriges Wohngebiet , weil durch nicht nachhaltige Landwirtschaft die Erträge nicht mehr zur Ernährung ausreichen .
So kann Fortschritt als die Aufgabe bisheriger wirtschaftlicher Verhältnisse gesehen werden . Es ergibt sich zwangsläufig , daà dieser Fortschritt nicht unbedingt zu einer dauerhaften Verbesserung der Lebensqualität führen muà . Fortschritt ist also in erster Näherung wertneutral , kann durch die willentliche Aufgabe bestehender Verhältnisse und Bedingungen beschrieben werden .
Keine Frage auch , daà der Fortschritt nicht unter allen Bedingungen und dauerhaft in das Land führt , in dem Milch und Honig fliesst , er kann sehr schnell in der ökologischen Sackgasse enden , mit verschlechterten Lebensbedingungen und der Rückkehr zu Wirtschaftsformen , die bereits lange aufgegeben wurden .
So ist Rückschritt auch ein Fortschritt , der Begriff Vorschritt dagegen bislang ungebräuchlich ., der ursprüngliche Begriff Progress nicht gleichbedeutend , aber gleich verwendet . Selbstverständlich kann man vieles anders organisieren , es fragt sich nur , ob die Ãnderungen auch zu einer dauerhaften Verbesserung führen werden .
Beispiel hierfür ist unter anderem die Entscheidung des französischen Staates in den 50er Jahren zum forcierten Ausbau der Nuklearindustrie . Verkauft wurde dieser Schritt von den zuständigen Ideologen als Chance zur Modernisierung des alltäglichen Lebens , Hintergrund war die Furcht der regierenden Militärbürokratie weltmachtpolitisch Enfluss zu verlieren , der Wunsch nach Verfügung über die militärische Option der Kernenergie .
Nach Ablauf von nur zwei Generationen haben sich die entwickelnden Bedingungen als ernsthaftes Hindernis für eine Weiterentwicklung von Lebensqualität und Demokratie erwiesen , verlangen nach einer weiteren Zentralisierung der Machtstrukturen und schränken durch die Bindung der nur begrenzt zur Verfügung stehenden gesellschaftlichen Mittel eine nachhaltige Modernisierung ein .
PS. Manchmal habe ich den Eindruck , daà nicht nur Schüler in yc eine billige Hausaufgabenhilfe sehen .
Wenn die Menschheit ein Ziel hätte könnte das beurteilt werden.
Für mich ist die Geschichte der Menschheit eher die Geschichte des Krebsgangs, Du weiÃt schon: Eins vor, zwei zurück. Wer weiÃ, was in der Bibliothek von Alexandria stand, oder was weià man über die Kultur des alten Karthago? Wurden ja beide dem Erdboden gleichgemacht, von irgendwelchen dahergelaufenen Primitivlingen. Es gibt noch viele andere Beispiele dafür, dass brutale Gewalt den kulturellen Fortschritt schon immer behindert hat, und heutzutage ist das leider nicht viel besser.
Ein wirklicher Fortschritt wäre, wenn Gewalt als Problemlösung weltweit geächtet wäre, und die Menschen nicht mehr an irgendwelche überirdischen Dinge glauben würden, die sie "Gott" nennen. Aber bis dahin ist es vermutlich noch ein weiter Weg.
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edit:
> Allgemein glaube ich eher an eine lineare Entwicklung.
Da kann ich Buko nicht zustimmen. Ich glaube an eine Entwicklung, die zyklisch bzw. in Wellen erfolgt. Siehe hierzu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kondratieff-Zyklen
..die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte voll der Dummheit..
Natürlich ist das eine Geschichte des Fortschritts, was denn sonst? Dem Autoren dieses Artikels mag das meinetwegen nicht gefallen, darüber kann man dann sprechen. Aber abzustreiten, dass es sich um Fortschritt handelt, ist lächerlich.
@Fragesteller: Das wird dann wohl daran liegen, dass du zuviel vom Artikel gelesen hast. Philosophische Soziologie bzw. soziologische Philosophie ist eine schreckliche Unwissenschaft, die allenfalls in der Belletristik einen Platz haben sollte.