Ich bin 20 und noch bis vor einem Jahr war ich immer jemand, der Ungerechtigkeit überhaupt nicht abhaben konnte und habe mich immer sofort auf die Seite des Schwächeren gestellt. Oder auch, wenn ich im Fernsehen Bilder über Natukatastrophen und deren Opfer gesehen habe, taten mir die ganzen Menschen so Leid, dass ich den Tränen immer sehr nah war. Doch seit ca. einem Jahr hat es immer mehr angefangen, dass ich nicht mehr so empfinde. Im Sommer kam ein neuer Schüler in die Klasse, der sich ziemlich "unmännlich und tuntig" verhält. Sofort haben die anderen Jungs in meiner Klasse (alles so Machogangster) angefangen ihn aufs Schlimmste zu beleidigen und schlagen ihn auch gegentlich. Damals wäre ich immer sofort dazwischen gegangen und hätte die Jungs angebrüllt, dass sie ihn in Ruhe lassen sollen (was sie dann auch getan hätten, da sie mich schon immer als ihre "kleine Schwester" gesehen haben und mir den Gefallen tun wollten), doch heute interessiert mich, dass dieser Junge gemobbt wird, gar nicht mehr. Er tut mir auch kein Stück Leid. Ich weiß nicht woher das kommt...Auch die Jungs aus meiner Klasse fragen mich schon ständig wo denn "Gizem, die Opferbeschützerin" geblieben ist. Immer wenn sie sowas sagen, denke ich mir, das sie mich einfach alle in Ruhe lassen sollen und ich nichts mehr mit all dem zu tun haben will.

Woran liegt das? Kann es sein, dass ich mein Gewissen verliere?