Sophisma pigrum ist bei Voraussetzung durchgehender Determination schlüssig, weil dann der Unterschied zwischen Handlungen und irgendwelchen anderen Geschehnissen in mir nicht mehr besteht. Das Sophisma pignrum ist nämlich eine Reflexion, und eine jede Reflexion setzt praktische Handlungslosigkeit für die Dauer derselben mit, was sehr wichtig ist. So pflegt die Reflexion über die Realität der Außenwelt von der einfach zugreifenden Handlung abgelöst zu werden, ist aber während des praktischen Hantierens in der Umwelt nicht vollziehbar. Die vollständige Argumentation des Sophisma pigrum würde lauten: gegenwärtiges tue ich nichts, sonder reflektiere über die Determination, die überall herrschen soll.
Die große praktische Bedeutung einer Lehre von den Sophismen und ihrer Widerlegung erscheint fast trivial; denn Eristik und Selbsttäuschung sind überall, zumal in der Öffentlichkeit, präsent - von der Praxis des politischen Meinungskampfes bis hin zur öffentlichen Kunstausübung und Unterhaltung. Aber sie werden gerade darum nicht bewusst oder beachtet; vielleicht liegt der Grund auch darin, dass sie zu den mehr oder weniger geheim gehaltenen Hausmitteln der Selbstbehauptung und Machtentfaltung allenthalben gehören. Sie gehen einfach in die sozial unmittelbar normativ wirkenden Komplexe der 'communis opinio', d. h. in Weltanschauungen, Stile, Moden, Glaubensregeln und sonstige Korrektheits-Postulate ein.
Besonders in der Politik sind wichtige Sophismen nicht so sehr als einzelne Aussagen oder Schlussfolgerungen, sondern mehr als Resultanten oder Hauptaspekte von Handlungs- oder Ideenkomplexen von Bedeutung, die man erst heraus analysieren muss, z. B. bei politischen Kampagnen, Gesetzesbeschlüssen, Gerichtsurteilen oder politischen Programmen und Kampfbegriffen. Die eingangs erwähnten Fallbeispiele illustrieren darüber hinaus ausreichend, wie machtgestützt-autoritätsheischend und widerspruchsausschließend die Triebkräfte hinter öffentlich-wirksamen Sophismen sein können und wie sehr sie sich vertrauter und an sich vertrauenswürdiger politischer oder rechtlicher Verfahrensweisen zu bedienen pflegen, wenn ihre Zeit da ist.
Der Ausdruck Formale Logik wird für die Analyse und Konstruktion logischer Folgerungen u.a. verwendet, um deutlich zu machen, dass für die Gültigkeit der Folgerungen die Inhalte der Einzelsätze irrelevant sind... (Wiki)
derweil ein Sophismus ein Scheinbweis und Trugschluss ist, der mit Täuschungsabsicht gemacht wird.
(Duden).
Mich deucht, dass ich spitzfindig und wortklauberisch auf Deine Frage behaupten kann, das das eine das andere nicht ausschliesst.
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Sophisma pigrum ist bei Voraussetzung durchgehender Determination schlüssig, weil dann der Unterschied zwischen Handlungen und irgendwelchen anderen Geschehnissen in mir nicht mehr besteht. Das Sophisma pignrum ist nämlich eine Reflexion, und eine jede Reflexion setzt praktische Handlungslosigkeit für die Dauer derselben mit, was sehr wichtig ist. So pflegt die Reflexion über die Realität der Außenwelt von der einfach zugreifenden Handlung abgelöst zu werden, ist aber während des praktischen Hantierens in der Umwelt nicht vollziehbar. Die vollständige Argumentation des Sophisma pigrum würde lauten: gegenwärtiges tue ich nichts, sonder reflektiere über die Determination, die überall herrschen soll.
Die große praktische Bedeutung einer Lehre von den Sophismen und ihrer Widerlegung erscheint fast trivial; denn Eristik und Selbsttäuschung sind überall, zumal in der Öffentlichkeit, präsent - von der Praxis des politischen Meinungskampfes bis hin zur öffentlichen Kunstausübung und Unterhaltung. Aber sie werden gerade darum nicht bewusst oder beachtet; vielleicht liegt der Grund auch darin, dass sie zu den mehr oder weniger geheim gehaltenen Hausmitteln der Selbstbehauptung und Machtentfaltung allenthalben gehören. Sie gehen einfach in die sozial unmittelbar normativ wirkenden Komplexe der 'communis opinio', d. h. in Weltanschauungen, Stile, Moden, Glaubensregeln und sonstige Korrektheits-Postulate ein.
Besonders in der Politik sind wichtige Sophismen nicht so sehr als einzelne Aussagen oder Schlussfolgerungen, sondern mehr als Resultanten oder Hauptaspekte von Handlungs- oder Ideenkomplexen von Bedeutung, die man erst heraus analysieren muss, z. B. bei politischen Kampagnen, Gesetzesbeschlüssen, Gerichtsurteilen oder politischen Programmen und Kampfbegriffen. Die eingangs erwähnten Fallbeispiele illustrieren darüber hinaus ausreichend, wie machtgestützt-autoritätsheischend und widerspruchsausschließend die Triebkräfte hinter öffentlich-wirksamen Sophismen sein können und wie sehr sie sich vertrauter und an sich vertrauenswürdiger politischer oder rechtlicher Verfahrensweisen zu bedienen pflegen, wenn ihre Zeit da ist.
Der Ausdruck Formale Logik wird für die Analyse und Konstruktion logischer Folgerungen u.a. verwendet, um deutlich zu machen, dass für die Gültigkeit der Folgerungen die Inhalte der Einzelsätze irrelevant sind... (Wiki)
derweil ein Sophismus ein Scheinbweis und Trugschluss ist, der mit Täuschungsabsicht gemacht wird.
(Duden).
Mich deucht, dass ich spitzfindig und wortklauberisch auf Deine Frage behaupten kann, das das eine das andere nicht ausschliesst.