... immer so präzise dass sie allenfalls im Zehntelprozentbereich vom späteren tatsächlichen Wahlergebnis abweichen?
Wie schafft es INFAS (oder andere Institute), die vorab befragten Leute so repräsentativ auszuwählen dass sie IMMER ziemlich genau das Wahlergebnis widerspiegeln?
Besten Dank im voraus für Eure Antworten.
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Guten Morgen,
bei der letzten Landtagswahl in Bayern führte das ZDF Befragungen in unserem Ort durch, um die Hochrechnung für den Abend zusammenzustellen. Dabei hatte ich die Gelegenheit, mich zu erkundigen, wie das eigentlich von statten geht.
Jeder vierte, der aus dem Wahllokal kommt, wird gebeten, eine Umfrage auszufüllen. Auf dem Fragebogen stehen Fragen über das Wahlverhalten, das Alter, den Schulabschluss etc. Möchte derjenige, der nun zufällig als vierter aus dem Wahllokal kam, den Bogen nicht ausfüllen, wird dieser entsprechend gekennzeichnet und zu allen ausgefüllten Bögen dazugelegt. Es wird wirklich nur jeder vierte befragt, auch wenn der dritte vielleicht gerne die Umfrage mitmachen möchte, weil der vierte nicht will o.Ä.
In regelmäßigen Abständen werden die bisherigen Ergebnisse an das ZDF weitergegeben.
Natürlich werden entsprechende Befragungen nicht nur in einer Ortschaft durchgeführt, sondern über das ganze Land verteilt. So entsteht ein genaues Bild des Wahlverhaltens.
Ich hoffe, die Antwort war die hilfreich und wünsche dir noch eine schöne Woche!
Vor der Wahl werden Prognosen auf 2 Arten erstellt. Bei der ersten Art wird in den Wochen vor der Wahl eine kleine Zahl Personen (typischerweise um die 1.000) befragt, wie sie wählen würden bzw. werden. Man versucht, die Zusammensetzung dieser kleinen Menge so zu wählen, dass sie möglichst nahe an der Zusammensetzung der tatsächlichen Wählergruppen liegt.
Die zweite Art der Prognose ist die am Wahltag. Dabei werden Wähler in ausgesuchten Wahlbezirken (die wiederum möglichst repräsentativ ausgewählt werden - siehe oben) direkt nach ihrer Stimmabgabe befragt. Das ist die Prognose, die wir am Wahlabend schlag 18 Uhr vorgelegt bekommen, und die häufig schon relativ nahe am Wahlergebnis liegt.
Eine Hochrechnung schließlich basiert darauf, dass man Ergebnisse einiger weniger Wahlbezirke bereits kennt, die man wiederum mit statistischen Methoden unter Berücksichtigung der Zusammensetzung der Wähler (genau - es geht wieder um das Thema "repräsentativ") auf das Gesamtergebnis hochrechnet.
In der Statistik gilt ganz generell: je genauer die "Stichprobe" (also die kleine Datenmenge, die man kennt) die "Grundgesamtheit" (also das Ganze) wiederspiegelt (repräsentiert), desto genauer kann man mit ausgefeilten Methoden auf das zu erwartende Endergebnis schließen.
Sie schaffen es, weil sie Umfragen in Wahlbezirken machten, die bei vergangenen Wahlen Ergebnisse nahe oder gleich dem Gesamtergebnis hatten.
Eigentlich will ich nur eine Kleinigkeit ergänzen.
Wenn Veronica... (Antwort 1) anmerkt mit einer Stichprobe von 1000 Leuten könne man keine genaue Stichprobe erstellen, liegt sie falsch.
Wenn man die Zusammensetzung der 1000 gut kennt, und Meinungsforscher kennen ihre "Datensätze" sehr gut, reichen 1000 Leute völlig aus um eine statistisch ziemlich gute Prognose hinzubekommen.
Viel mehr werden für die Quotenerstellung für's Fernsehen auch nicht erhoben (da sind's 3000).
Mit den schon angeführten Ausgleichsberechnungen bekommt man da einen guten Einblick...
In Deutschland sind Hochrechnungen ziemlich präzise, weil wir ein Verhältniswahlrecht haben: Wer von den Wählern die meisten Stimmen bekommt, der kommt auch mit ziemlicher Sicherheit ins Parlament. Wahlforschungsinstitute haben da im Lauf der Jahre ziemlich feine Methoden entwickelt, und analysieren Wahlgebiete nach Stammwählern und Spontanwählern (in den vorangegangenen Jahren), und da in Deutschland sogar die Linken konservativ sind (ein SPD-Wähler schwingt nicht so einfach um, und wenn, dann zu den Linken oder den Freien Wählern), konnte man da über Jahrzehnte hinweg sehr feine mathematische Modelle entwickeln, die aber trotzdem nicht fail-safe sind. Im kleinen Maßstab funktionieren sie auch nicht; sie eignen sich zum Beispiel nicht dafür, den Ausgang einer Bürgermeisterwahl in einer kleinen Gemeinde vorauszusagen.
je größer deine stichprobe wird, desto höher die wahrscheinlichkeit, daß du die allgemeinheit abbildest.
So präzise sind sie auch nicht.
Infratest/Dimap weist bei den aktuellen Umfragen im ZDF immer darauf hin, das bei sog. kleinen Parteien eine Varianz von bis zu 2 Prozentpunkten besteht.
Die Zahl der befragten ist hoch genug um einen repräsentativen Durchschnitt zu erhalten.
Und viele Leute scheinen sich nach den Umfragen bei ihrem Wahlverhalten zu orientieren.
mfG gw38
Die Methode der Hochrechnung hat Rocio schon beschrieben.
Allerdings gibt es bei der Befragung immer eine gewisse Verzerrung, weil die Befragten oft nicht die Wahrheit sagen. Insbesondere die Wähler rechtsextremer Parteien geben das nicht zu. ( Und sind zu doof dann einfach nicht an der Befragung teizunehmen.)
Die Befrager wenden daher einen "Korrekturfaktor" an, der sich aus den Abweichungen bei vorherigen Wahlen ergibt. Angeblich soll das ganz wissenschaftlich sein. Ich denke da eher an Pi x Daumen x Vorurteil. Aber oft stimmt das Ergebnis ja so ungefähr.
@Tintenfisch: Infratest/Dimap arbeitet nur für die ARD. Beim ZDF ist es die Forschungsgruppe Wahlen welche Hochrechnungen erstellt, bzw. vor Ort in den Wahllokalen die Wähler befragt.