Verified answer

Ablässe waren in der katholischen Kirche ursprünglich als seelsorgerliche Einzelfallhilfen für Fälle gedacht, in denen ein Priester von der aufrichtigen und ernsthaften Reue eines beichtenden Sünders überzeugt war, dieser jedoch beim besten Willen nicht mehr in der Lage war - z.B. weil er auf dem Sterbebett lag - die nach katholischer Auffassung erforderlichen Bußen noch zu leisten. In diesem Fall konnte der Priester dem Beichtenden die Bußen erlassen bzw. "ablassen."

Zur Zeit der Kreuzzüge wurden Menschen geködert, als Soldaten an einem Kreuzzug teilzunehmen, indem man ihnen dafür vollständigen Ablaß für all ihre Sünden versprach. Nach dem Ende der Kreuzzüge brauchte die katholische Kirche keine Kreuzfahrer mehr, dafür aber in zunehmendem Maße Geld. Nun wurde der Ablaßhandel zum Geschäft, bei dem Unsummen eingenommen wurden. Luther hat den Ablaßhandel aufs Heftigste bekämpft. Noch im 16.Jahrhundert hat die katholische Kirche den Ablaßhandel abgeschafft, da sie diesen Kritikpunkt der Reformatoren immerhin als berechtigt ansah.

Den Ablaß als seelsorgerliche Einzelfallhilfe hat es dagegen auch weiterhin gegeben. Fernerhin wird alle 25 Jahre beim "Heiligen Jahr" denen, die eine Pilgerfahrt nach Rom unternehmen und an dazu bestimmten Messen teilnehmen, Ablaß gewährt.

Als evangelischer Christ und Theologe lehne ich die Lehre, der Mensch müsse seine "zeitlichen Sündenstrafen" durch Bußen ableisten bzw. sich durch einen Ablaß davon befreien lassen, ebenso ab wie den Machtanspruch der katholischen Kirche auf das Gewissen der Gläubigen, der damit verbunden ist.

Gleichwohl muß ich der ökumenischen Fairneß halber ein Mißverständnis korrigieren: Katholiken beten weder den Tabernakel noch (@Totcherella H) irgendwelche Statuen an. Jedenfalls ist das nicht amtliche katholische Lehre. Die Hostie ist nach katholischer Auffassung (die ich selbstverständlich auch nicht teile) der Leib Christi, aber angebetet wird nicht sie, sondern Christus selbst. Fernerhin rufen Katholiken ihre Heiligen um Schutz und um Fürsprache bei Gott an (auch das lehne ich als evangelischer Christ ab); die Heiligenbilder und -statuen dienen dabei ggf. als Veranschaulichungen, werden aber selber nicht angebetet. Wo Hostie oder Heiligenbilder "angebetet" werden oder man irgendwelche magischen oder wunderhaften Kräfte in sie hineindichtet, handelt es sich um vulgäre abergläubische Mißverständnisse und Fehldeutungen, die von der offiziellen katholischen Lehre auch als solche gewertet werden.

@Sommerkleid: bei meiner Antwort hatte ich vor allem meine zahlreichen katholischen ökumenischen Gesprächspartner und ihre Interpretation der katholischen Lehre vor Augen. Daß es da in der katholischen Kirche auch so manche fragwürdigen abergläubischen Varianten und Ausprägungen gibt, ist mir klar - offensichtlich aber auch, wie die von Dir zitierte Sendung zeigt, in höheren Rängen. Daß ein katholischer Doktor der Theologie vom "Anbeten" des Tabernakels spricht, finde auch ich bestürzend und mehr als grenzwertig. Wo tatsächlich ein Tabernakel "angebetet" wird, muß ich Jeany Recht geben, wenn sie von Götzendienst spricht - ich weiß, daß meine katholischen ökumenischen Gesprächspartner das genauso sähen! Ich habe übrigens auch einmal mit einem katholischen Theologen gesprochen, der solche abergläubischen Erwartungen der "einfachen Gläubigen" durchaus bedient und auch fördert, im Gespräch unter Theologen jedoch gesagt hat: "Ja, natürlich ist das etwas schief; aber man kann mit den einfachen Leuten nicht genauso reden wie unter gebildeten Theologen, denen muß man das alles eben etwas einfacher und handgreiflicher nahebringen." Was die Sache nicht besser macht - so etwas empfinde ich einfach nur als verlogen. Und auch als unerträglich arrogant gegenüber den sogenannten "einfachen Leuten," die so dumm gar nicht sind. Mit Ökumene hatte der besagte katholische Theologe übrigens nicht das Geringste im Sinn.

Ich habe so etwas neblig geahnt, aber nicht wirklich gewusst.

Mir tun die Katholiken leid, die auf einen solchen Götzendienst hereinfallen.

Mich wundert es immer wieder, dass es sog. "Geistliche" gibt, die tatsächlich meinen, sie könnten die Himmels- oder Fegefeuerplätze verteilen.

Von einem Ablass steht jedenfalls in der Bibel nichts.

@Giigii1,

Wenn man ein Tabernakel anbetet, dann IST das Götzendienst, denn du betest damit einen Gegenstand an. Es geht nicht darum, dass es keine heiligen Gegenstände geben darf, denn die gab es in der Stiftshütte und im Tempel ja auch.

Diese Gegenstände wurden aber niemals angebetet!

Und dann noch zu behaupten, man würde einen Ablass dadurch bekommen, finde ich einfach nur schlimm!

Jesus hatte beim letzten Abendmahl doch auch nicht das Brot angebetet, sondern Gott nur für das Brot gedankt.

Protestanten brauchen keinen Ablaß (->Thesen Luther)

Krank. Das fällt mir da jetzt spontan dazu ein. "Oh, ich bin ein Charakterschwein und mache dauernd furchtbare Sachen, aber jetzt bete ich die nette Statue an und bin in Gottes Augen ein besserer Mensch! :D".

Das ist doch alles derartig verlogen, dass einem die Galle hochkommen könnte.

Und nein, das wusste ich nicht. Aber die Info ist definitiv interessant. Danke!

Ja, aber ich habe ihn bisher noch nicht gebraucht ;-)

......da ich hoffe, das die Faehigkeit des Lesens auch viele andere "Nicht-Katholiken" ueberkommen hat, schaetze ich einfach mal, das die Antwort mehrheitlich ein schlichtes "JA" ist....;-)

......viele "Nicht-Katholiken" haben jedoch kein Problem damit.

....ich glaub das nennt sich Toleranz....;-))))

Klar, weiß ich. Die Neuerung seit der Reformation ist, daß er kein Geld mehr kostet, nur Anstrengung...

Interessant... kann man da dann auch ein paar Stunden vorbeten, um gleich mehrere Ablässe zu bekommen?... Ich mein nur, falls man später noch was vor hat...

leider ist das falsch was du ueber ablass schreibst

Pfui, Sommerkleidchen, das Wort Ablass hat einen sehr negativen Touch. Das klingt nach sich freikaufen wollen.