Die Grundidee des Supervenienzkonzepts lautet wie folgt: Eine Eigenschaftsfamilie A superveniert genau dann über einer Eigenschaftsfamilie B, wenn es nicht möglich ist, A zu ändern, ohne B zu ändern. Ein Beispiel: Ein Bild hat etwa die Eigenschaft, einen Hasen darzustellen. Diese Eigenschaft lässt sich nicht ändern, ohne die physischen Eigenschaften des Bildes zu ändern. In diesem Sinne supervenieren die darstellenden Eigenschaften über den physischen Eigenschaften des Bildes. Umgekehrt supervenieren die physischen Eigenschaften allerdings nicht über den darstellenden Eigenschaften, da es möglich ist, mit einer anderen Anordnung von physischen Teilchen ein Hasenbild zu erstellen.
Diese Supervenienz-These steht in einem scheinbaren Widerspruch zur Willensfreiheit: Denn wenn man Willens-Freiheit als ein Vermögen des Menschen betrachtet, unter jeweils gleichen physikalischen Umständen anders handeln zu können, so würde dies bedeuten, dass die Willensentscheidungen nicht vollständig von physikalischen Randbedingungen abhängen und sich mentale Zustände verändern können ohne dass sich dabei auch die neuronalen Gehirnzustände verändern. Diese libertaristische Auffassung von Willensfreiheit ist allerdings nicht ganz unumstritten, da sie die Beeinflussung des Körpers durch den Geist als einen kontrakausalen Akt begreift. Es ist daher zunächst einmal die Adäquatheit dieser Definition zu überprüfen und man muss sich überlegen, ob der Widerspruch evt. durch eine andere Definition von Willensfreiheit beseitigt werden kann.
Quelle: Dynamik des Wissens und der Werte
Das Phänomen der Emergenz ist nahezu omnipräsent in der Natur. Neue, komplexere Strukturen entstehen aus der Verknüpfung einfacher Bausteine mit ihren nächsten Nachbarn über einfache Regeln. Mehrere Hierarchiestufen lassen sich übereinander legen. Am Ende können auch so komplexe Phänomene wie Intelligenz und Kreativität eine Erklärung finden. Schwierigkeit: Das Chaos hat immer seine Finger mit im Spiel. Daher sind viele emergente Phänomene im Detail nicht vorhersagbar. Das öffnet Raum für viele fast schon philosophische Fragen. Anhand einer Reihe von Beispielen aus der Physik, der Chemie, der Mathematik, der Informatik, der Biochemie und Biologie soll in diesem Literaturseminar das zugrunde liegende Muster deutlich werden.
Es wäre sehr verwunderlich, wenn ein in der Evolution entstandenes Gehirn in der Lage wäre, alle in der Welt existierenden Wechselwirkungen gleichzeitig zusammenzudenken, und das wäre notwendig, wenn wir emergente Eigenschaften reduktionistisch erklären wollten. Nach allgemeiner Auffassung können wir komplexe Systeme mit mehr als 1oo Wechselwirkungen nicht mehr exakt begreifen und müssen weniger dimensionale Modelle konstruieren, um begreifen zu können. Eines dieser Modelle ist die Emergenz. Sie ist ein Hilfsmittel der Wissenschaft, wo der Reduktionismus versagt und sollte deshalb nicht weggeworfen werden, auch wenn für manche zunächst für emergent gehaltene Eigenschaften reduktionistische Erklärungen gefunden werden können. Unser Vorstellungsvermögen hat Grenzen. Wir können nicht wirklich verstehen, warum 1+1=1 ist, wenn wir zwei Lichtgeschwindigkeiten addieren. Und doch ist es so. An solchen Stellen bleibt nichts weiter übrig, als eine neue Theorie zu erfinden, welche die Tatsachen erklärt.
Supervenienz waere gegeben, wenn 'Liebe' mit der Summe von X chemischen Reaktionen im Koerper uebereintrifft. (die psychische Ebene 'ueberkommt' die physische Ebene)
Emergenz ist die Annahme das 'Liebe' mehr als die Summe von X chemischen Reaktionen ist (das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile).
... mich erinnern solche Ueberlegungen stets an Buchhaltung mit doppelter Buchfuehrung ...
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Die Grundidee des Supervenienzkonzepts lautet wie folgt: Eine Eigenschaftsfamilie A superveniert genau dann über einer Eigenschaftsfamilie B, wenn es nicht möglich ist, A zu ändern, ohne B zu ändern. Ein Beispiel: Ein Bild hat etwa die Eigenschaft, einen Hasen darzustellen. Diese Eigenschaft lässt sich nicht ändern, ohne die physischen Eigenschaften des Bildes zu ändern. In diesem Sinne supervenieren die darstellenden Eigenschaften über den physischen Eigenschaften des Bildes. Umgekehrt supervenieren die physischen Eigenschaften allerdings nicht über den darstellenden Eigenschaften, da es möglich ist, mit einer anderen Anordnung von physischen Teilchen ein Hasenbild zu erstellen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Supervenienz
Diese Supervenienz-These steht in einem scheinbaren Widerspruch zur Willensfreiheit: Denn wenn man Willens-Freiheit als ein Vermögen des Menschen betrachtet, unter jeweils gleichen physikalischen Umständen anders handeln zu können, so würde dies bedeuten, dass die Willensentscheidungen nicht vollständig von physikalischen Randbedingungen abhängen und sich mentale Zustände verändern können ohne dass sich dabei auch die neuronalen Gehirnzustände verändern. Diese libertaristische Auffassung von Willensfreiheit ist allerdings nicht ganz unumstritten, da sie die Beeinflussung des Körpers durch den Geist als einen kontrakausalen Akt begreift. Es ist daher zunächst einmal die Adäquatheit dieser Definition zu überprüfen und man muss sich überlegen, ob der Widerspruch evt. durch eine andere Definition von Willensfreiheit beseitigt werden kann.
Quelle: Dynamik des Wissens und der Werte
Das Phänomen der Emergenz ist nahezu omnipräsent in der Natur. Neue, komplexere Strukturen entstehen aus der Verknüpfung einfacher Bausteine mit ihren nächsten Nachbarn über einfache Regeln. Mehrere Hierarchiestufen lassen sich übereinander legen. Am Ende können auch so komplexe Phänomene wie Intelligenz und Kreativität eine Erklärung finden. Schwierigkeit: Das Chaos hat immer seine Finger mit im Spiel. Daher sind viele emergente Phänomene im Detail nicht vorhersagbar. Das öffnet Raum für viele fast schon philosophische Fragen. Anhand einer Reihe von Beispielen aus der Physik, der Chemie, der Mathematik, der Informatik, der Biochemie und Biologie soll in diesem Literaturseminar das zugrunde liegende Muster deutlich werden.
Es wäre sehr verwunderlich, wenn ein in der Evolution entstandenes Gehirn in der Lage wäre, alle in der Welt existierenden Wechselwirkungen gleichzeitig zusammenzudenken, und das wäre notwendig, wenn wir emergente Eigenschaften reduktionistisch erklären wollten. Nach allgemeiner Auffassung können wir komplexe Systeme mit mehr als 1oo Wechselwirkungen nicht mehr exakt begreifen und müssen weniger dimensionale Modelle konstruieren, um begreifen zu können. Eines dieser Modelle ist die Emergenz. Sie ist ein Hilfsmittel der Wissenschaft, wo der Reduktionismus versagt und sollte deshalb nicht weggeworfen werden, auch wenn für manche zunächst für emergent gehaltene Eigenschaften reduktionistische Erklärungen gefunden werden können. Unser Vorstellungsvermögen hat Grenzen. Wir können nicht wirklich verstehen, warum 1+1=1 ist, wenn wir zwei Lichtgeschwindigkeiten addieren. Und doch ist es so. An solchen Stellen bleibt nichts weiter übrig, als eine neue Theorie zu erfinden, welche die Tatsachen erklärt.
Lass uns das mal liebevoll darstellen:
Supervenienz waere gegeben, wenn 'Liebe' mit der Summe von X chemischen Reaktionen im Koerper uebereintrifft. (die psychische Ebene 'ueberkommt' die physische Ebene)
Emergenz ist die Annahme das 'Liebe' mehr als die Summe von X chemischen Reaktionen ist (das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile).
... mich erinnern solche Ueberlegungen stets an Buchhaltung mit doppelter Buchfuehrung ...